Die dritte Allerheiligenflut im Jahre 1532 hatte ihren Schwerpunkt an der gesamten Westküste Schleswig-Holsteins. Auch die Klixbüller Kirche war damals dieser Naturgewalt schutzlos ausgeliefert. An ihrer Nordwand sollen im Inneren zwei Farbstriche vorhanden gewesen sein. Der untere markierte die Scheitelhöhe der Sturmflut von 1532, deren Höhe gegen Ende des 19. Jahrhunderts erstmals eingemessen wurde und einen Sturmflutscheitel von NN + 4,16 m ergab. Der obere Strich gibt den Sturmflutscheitel für die noch gewaltigere Burchardiflut von 1634 wieder. Dieser lag bei NN + 4,30 m.
Die auf etwa NN + 3,00 m liegende Klixbüller Kirche wurde während dieser beiden Sturmfluten jeweils komplett überflutet. Heute sind die beide damals ermittelten Flutmarken gut sichtbar an der Wand direkt neben der Tür zur Sakristei angebracht. Gut zu erkennen ist, dass das Wasser bis zur Höhe der Türklinke der heutigen Tür gestanden hat.
Sicherlich nutzten die Einwohner Klixbülls die Kirche als Schutzraum vor diesen tödlichen Naturgewalten. Einer von diesen Schutzsuchenden wird wohl laufend den Wasserstand in der Kirche an der Kirchenmauer markiert haben, um dann irgendwann festzustellen, dass der Wasserstand endlich wieder sinkt. Es muss damals dramatisch gewesen sein, denn die Allerheiligenflut 1932 tobte insgesamt drei Tage lang. Und die Burchardilut war noch viel verheerender und tödlicher. Aber das Aufatmen sobald der Wasserstand nicht mehr stieg, war wohl riesig.
An der Außenwand auf der Südseite des Kirchturms sind inzwischen neuere Bronzetafeln angebracht, die denFlutmarken im Inneren der Kirche entsprechen. Ergänzt wurden diese Tafeln durch eine weitere Bronzetafel mit dem Sturmflutscheitel für die Sturmflut von 1990 mit einer Höhe von NN + 4,80 m. Trotzdem diese Sturmflut nochmals 0,60 m höher als 1634 ausfiel, wurde die Klixbüller Kirche 1990 nicht wieder überschwemmt. Dies lag an den vorhandenen Küstenschutzmaßnahmen wie dem Deichbau. So konnte ein Deichbruch in Dagebüll und an vielen weiteren Stellen der Westküste damals erfolgreich verhindert werden.
Inwieweit in Zukunft dieser Küstenschutz noch ausreichend sein wird, um Sturmfluten, die aufgrund des sehr schnell fortschreitenden Klimawandels womöglich noch stärker ausfallen, zu trotzen, bleibt abzuwarten.
Text: Stephan Schirmer