Ein Blick in die Glaskugel

Ende Juni 2024 erschien im Nordfriesland Tageblatt ein Artikel mit der Überschrift „Das Christentum verschwindet aus dem kulturellen Gedächtnis“.

Darin spricht der Religionsforscher Jan Loffeld, Professor für Theologie in Utrecht, über Gründe für Austritte aus der katholischen Kirche. Er gibt aber gleichzeitig auch Ratschläge für das zukünftige Agieren von Kirche. Und die dürften auch für uns als ev.-lutherische Kirchengemeinde vor Ort relevant sein.

„Was kann Kirche als Reaktion auf ihr Schrumpfen tun?“

„Kirche muss vor allem gewisse liebgewordene Dinge nicht mehr tun und sich von unrealistischen Ideen verabschieden: von der Idee, alle Menschen zu erreichen; von der Idee, alle brauchen Religion und religiöse Gemeinschaft.

Die Kirche muss sich konstruktiv in den Entwicklungen unserer Zeit einbringen, statt in die Depression zu verfallen.

Und: Die Kirchen müssen weiterhin in der Gesellschaft Verantwortung übernehmen, etwa durch Wohlfahrtsorganisationen, solange sie dazu noch die notwendigen Ressourcen aufbringen können. Und auch, indem Christen auf „prophetische“ Weise in zentralen ethischen Fragen die Stimme erheben […]“, so Prof. Jan Loffeld.

Auf der Kirchenkreissynode am 14. September 2024 wurde von den Synodalen des Kirchenkreises Nordfriesland ein Eckpunktepapier einer Projektgruppe auf Ebene der Nordkirche mit dem Titel „Christliche Gemeinde im Wandel gestalten“ in der Fassung 3.1 vom 25. März 2024 diskutiert. Die Leitungsebene des Kirchenkreises Nordfriesland hat zu diesem Papier bereits eine Stellungnahme mit 11 Punkten verfasst, in dem dargelegt wurde, wie ein Konzept zur zukünftigen Struktur einer Ortsgemeinde hier in Nordfriesland aussehen könnte.

Kirchengemeinde ist demnach neu zu denken – strukturell und auch inhaltlich.

Nicht weiterhin stur an althergebrachten Dingen eisern festhalten, sondern auch mal freudig ideenreich Neues entwickeln und ausprobieren und dabei keine Angst vor dem Scheitern haben. Zentraler Punkt einer Kirchengemeinde als ein Amt öffentlichen Rechts (eine Kirchengemeinde hat damit den gleichen rechtlichen Status wie eine kommunale Gemeinde – ist also nicht zu vergleichen mit einer kommunalen Institution wie den Freiwilligen Feuerwehren oder wie den örtlich ansässigen Vereinen!) sollte zukünftig der von einer ehrenamtlich tätigen, vorsitzenden Person geleitete Kirchengemeinderat sein.

Nicht mehr die Pastorin/der Pastor ist der alles entscheidende Mittel- bzw. Drehpunkt innerhalb einer Kirchengemeinde, sondern der jeweilige Kirchengemeinderat. Pastorin oder Pastor werden in diesem Konzept von allen verwaltungstechnischen Aufgaben „befreit“ und können sich so der Verkündigung und den seelsorgerischen Aufgaben umso intensiver widmen.

Die innerhalb einer Kirchengemeinde anfallenden Aufgaben, die nicht ehrenamtlich zu erledigen sind, werden dann von professionell geschultem Personal in Werken wie dem Friedhofs-Werk, dem KiTa-Werk oder dem frisch gegründeten Liegenschafts-Werk des Kirchenkreises Nordfriesland natürlich in enger Abstimmung mit den Verantwortlichen der jeweiligen Kirchengemeinde bearbeitet.

Text:  Stephan Schirmer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert