Kirche Braderup

Die Dorfkirche von Braderup ist ebenso wie ihre Nachbarkirche, die Klixbüller St. Nikolaus-Kirche, 1240 das erste Mal im Kirchenregister erwähnt.

Um diese Zeit entstand wohl der gotische Backsteinbau, der ein zweijochiges Schiff mit außen sichtbaren Stützpfeilern und einen dreiseitig schließenden, leicht eingezogenen Chor umfasst.

Über dem Kirchenschiff finden sich zwei gotische Kreuzrippengewölbe, die wahrscheinlich noch aus dieser ersten Bauphase stammen. Sie beweisen, dass die Erbauer keinen handwerklichen und finanziellen Aufwand scheuten, um ihrer kleinen Dorfkirche ein wesentliches Merkmal des “neuen Stils“ zu verleihen.

Das 6-teilige Gewölbe über dem Chor dagegen ist spätgotisch und vermutlich erst im 15. Jahrhundert entstanden. Aus Spuren ursprünglicher Chorfenster (im 15. Jahrhundert vermauert) und ihrer Anordnung geht jedoch hervor, dass auch im 13. Jahrhundert schon ein Chorgewölbe vorhanden war. Was wieder dafür spricht, dass hier keine “architektonischen Hinterwäldler“ am Werk waren.

Zeitgleich mit dem zweiten Chorgewölbe entstanden der Turm und ein leider nicht mehr vorhandenes Nordvorhaus mit Treppengiebel.

1937 fand eine umfassende Restaurierung der Kirche statt, bei der der ursprüngliche Zustand des Turmes, der im 19. Jahrhundert ein neugotisches Obergeschoss erhalten hatte, wieder hergestellt wurde.

In der Nordwand wurden die alten Fenster freigelegt, nach deren Muster man die Südwandfenster einfügte.

Außerdem wurden die bis dahin verborgenen Gewölbemalereien aus dem 16. Jahrhundert vom Putz befreit und von Lothar Malskart und Dietrich Fey restauriert. Leider sind die damals auf gefrischten Farben wieder stark verblasst und interessante Details sind nur noch schwer erkennbar.

Alle Gewölbe sind von spätgotischem Rankenwerk überzogen. Im östlichen Schiffsgewölbe ist das “Jüngste Gericht“ zu sehen. Man hielt sich bei dieser
Darstellung an ein in der Gotik etablierten Schema, von dem wiederum viele Bestandteile auf die byzantinische Kunst zurückgehen:

Im Zentrum ist Christus dargestellt. Er thront auf dem Regenbogen, der die Welt überspannt. Lilie und Schwert, die vom Munde Christi ausgeben, symbolisieren den Spruch des Richters. Links von Jesus steht Maria, rechts Johannes der Täufer, als Fürbitter der Menschen. In der Mitte, leider nur noch schwer erkennbar, ist die Auferstehung der Toten aus ihren Gräbern dargestellt.

Am linken und rechten Rand der Ort der Seligen (vermutlich das “Neue Jerusalem“) und der Verdammten, die dort von posaunenden Engeln, bzw. von Angst einflößenden Teufelswesen empfangen werden. Rechts ist außerdem eine Figur mit Waage erkennbar, die wahrscheinlich als “Michael mit der Seelenwaage“ zu identifizieren ist. [Anmerk: Stammt das „Houw dal“ des Teufelswesens von dem vermutlich auch „selbstschöpferisch“ restaurierenden Maler Malskat? – Im Schleswiger Dom hatte er 1937 u.a. einen Truthahn gemalt, den es zur Zeit der ursprünglichen Malerei in Europa nicht gab…]

Der dreiteilige Altar aus Eichenholz stammt, wie die Stifterinschrift an den feststehenden Seitenflügeln besagt, von 1676. Er kommt aus der Werkstatt des Peter Petersen II, der in Tondern als Bildhauer tätig war. Die Gemälde der Mittelachse werden von korinthischen Säulen flankiert. Zierwerk aus ausgesägtem Eichenholz, teils mit Flachschnitzerei (Ranken), teils mit Bemalung (Putten) versehen, rahmt und vervollständigt den Aufbau in barocker Manier.

Im Mittelfeld ist das Abendmahl zu sehen, das eine Komposition des großen Holländers Peter-Paul Rubens zum Vorbild hat. Judas ist in charakteristischer Weise rothaarig dargestellt und wendet sich als einziger der Jünger nicht Jesus, sondern dem Bildbetrachter zu. Die Predella zeigt die Ölbergszene, daneben findet sich die nicht weiter identifizierte Malersignatur “P.I.“.

Auf dem linken Flügel ist in barocker Bewegtheit und mit entsprechendem Figurenreichtum die Kreuzigung wiedergegeben, wie sie im Johannes-Evangelium geschildert wird.

Rechts ist die Auferstehung dargestellt: triumphierend hebt sich Jesus aus dem Grab, unter ihm die erschrocken zurückweichenden Schergen. Bekrönt wird der Altar von einer Darstellung der Himmelfahrt, über dem Bild stehen im Fries die Worte: “Dieser Jesus wird wiederkommen.“

Ebenfalls aus der Werkstatt des Peter Petersen stammt der Schalldeckel der Kanzel von 1679, der dem fünfseitigen Grundriss des Korbes angepasst ist und in gleicher Weise wie der Altar mit Flachschnitzerei, ausgesägten Aufsätzen und Engelsköpfen geschmückt ist. Der Kanzelkorb selbst ist gut 100 Jahre älter, er wurde 1575 gestiftet. Die geschnitzten Figuren der Evangelisten und des Salvators wurden erst 1908 in die Bogenfelder des Korbes eingefügt und ersetzen wohl ursprünglich aufgemalte Vorgänger.
Von einer inzwischen abgerissenen Westempore stammen die neuen bemalten Tafeln, die heute als Bankverkleidung für die Sitzreihen im hinteren Schiff dienen. Sie wurden 1774 von U. Nansen und P. Marsch für die 1773 gestiftete Empore angefertigt. Gezeigt sind Szenen aus dem alten und neuen Testament, im Fries über den Feldern sind jeweils die entsprechenden Bibelsteilen angegeben.

Neben diesen relativ neuen Stücken der Innenausstattung sind zwei zu nennen, die wahrscheinlich zur ursprünglichen Grundausstattung der Kirche gehören. Das eine ist eine frühgotische thronende Maria mit langgestrecktem Kind, die sich heute allerdings im Landesmuseum Schleswig (Schloß Gottorf) befindet. Das Eichenholzwerk stammt aus der frühen zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, und wenn sie für Braderup geschaffen wurde, schmückte die Maria schon kurz nach der um 1240 angenommenen Erbauung der Kirche
den Innenraum. Möglicherweise war die Kirche ursprünglich der Maria geweiht.

Ebenfalls um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstand die pokalförmige Taufe aus Gotländer Kalkstein. Bemerkenswert ist der einzelne, menschliche Kopf, der aus der Wandung der muschelartig gegliederten, vierpassförmigen Kuppa heraustritt. Derart unvermittelt und “unsymmetrisch“ angebrachter plastischer Schmuck ist sehr unüblich. Falls noch weiterer Schmuck am Stein vorhanden war, sind die Abbruchstellen gut kaschiert.

Wohl seit gut 700 Jahren steht dieser Taufstein in der Braderuper Kirche und steht wie kein anderes Stück markant für den Anfang christlichen Lebens in diesem Kirchspiel.